«Das Buch meines Lebens – wie das Lesen dieser Seiten mich geprägt hat ↗», will Julia Georgi in ihrer Blogparade wissen. Da kann ich natürlich nicht nicht mitschreiben. Und: Nur ein Buch zu nennen, geht auch nicht. Meine Gedanken flogen (beim Spazieren natürlich) von Buch zu Buch, von Lebensalter zu Lebensalter und von Ich zu Ich mit allen Hochs und Tiefs. Das Buch, das mich am meisten geprägt hat, vielleicht ist es eines, das ich selbst noch nicht geschrieben habe? Eines von den vielen, die ich gelesen habe? Ja, genau wie Julia das beschreibt: Bücher sind meine Freunde. Es gibt Bücher, die wie für mich geschrieben scheinen. Bücher, die ich wieder und wieder lesen könnte. Bücher, die mein Leben buchstäblich auf den Kopf gestellt haben. Bücher, die mich zum Heulen bringen, zum Lachen, zum Aufwachen, zum Einschlafen …
Mein Leben ohne Bücher ist unvorstellbar. Lesen als Flucht, Lesen als Spass, Lesen als Arbeit. Lesen wie Atmen, Lesen in Einsamkeit, Lesen im Austausch. Es gibt wohl keinen Tag in meinem Leben, seit ich lesen gelernt habe (erstes vorgelesenes Wort: Bellevue – lautet die Legende), an dem ich nicht gelesen habe. Lesen lernen in der Schule war eine Qual. Setzkasten, Buchstabieren … laaangweilig! Ich konnte das doch schon.
Lesen ist so viel mehr als Buchstabieren. Deshalb bedeutet es mir viel, dass ich seit mehr als 20 Jahren als Übertragunsspezialistin Blindenschrift dazu beitrage, Bücher zugänglich zu machen für seh- und lesebehinderte Menschen. Heute weiss ich unersättliche Bücherverschlingerin sogar, welches Buch ich auf die viel zitierte einsame Insel mitnehmen würde. Die Antwort ist einfach. Schliesslich bin ich Atemtherapeutin 🐰 ich wähle das Buch, das mir den Weg zu mir selbst zeigt und mit dem es mir wohl nie langweilig wird.
Hier also mein Beitrag zu Julias Blogparade. Julia war 2023 die erste, die meine #Nudelfrage beantwortete und somit die allererste Teilnehmerin meiner eigenen allerersten Blogparade. Ausser dieser Nudel ↗ ist Julia Diplom-Psychologin und Hypnosetherapeutin. Sie hat sich darauf spezialisiert, Hypnosetherapeut:innen beim Praxisaufbau zu unterstützen, was ich super finde! Hör mal in ihren Podcast How to Hypnosepraxis ↗ rein, wenn du dich auch gerade in einer Aufbauphase befindest mit deiner Praxis – egal ob Hypnose oder eine andere Form der Therapie.
[Beitragsbild: Letzte Woche geknipst in Parpan, wo die Lesebank gleich um die Ecke wartet und sich die Buchstaben mit der Panoramasicht um ungeteilte Aufmerksamkeit streiten.]
Welches Buch habe ich verschlungen und den Inhalt förmlich aufgesaugt? Welches Buch war mir in einer Lebenskrise Unterstützung? Welches Buch hat mich beruflich geprägt?
Julia Georgi
Inhalt
Hypnotisiert von mutigen Mädchen
Als Kind bekam ich Die Rote Zora von Kurt Held geschenkt zum Geburtstag (Schätzungsweise 40+ Jahre her). Die Familienlegende besagt: Ich kam nicht mehr aus meinem Zimmer, bis ich das Buch (ein paar Hundert Seiten) fertiggelesen hatte.
Oh wie hat mich das beeindruckt. Der herzzerreissend traurige Anfang der Geschichte. Dann: Auftritt der Roten Zora, die stets barfuss ging und nie um eine Idee verlegen war für Freunde in Not. Sie hat mich wahnsinnig beeindruckt. Sie ging natürlich nicht barfuss, um sich zu erden, wie ich das tue um meinem Alltagsstress zu entfliehen. Ihre «blutten» [blossen] Füsse waren Armut und Entbehrung geschuldet.
Dann – natürlich! – Pippi Langstrumpf, die ihr eigenes Pferd hochstemmen konnte (und vor allem: ein eigenes Pferd hatte!). Auch das eine Figur, die für mich heldenhaft war: Stark, mutig, mit loyalen Freunden an ihrer Seite. Beide Mädchen, sowohl Pippi als auch Zora haben rote Haare, fallen auf, ecken an. Sind Waisen. Einsam und allein schlagen sie sich durchs Leben.
Das hat mich zwar sehr beeindruckt und ich habe die Abenteuer der mutigen Mädchen verschlungen und wieder gelesen oder Fernsehfilme gerne geschaut. Was hat es in meinem Leben bewirkt? Wollte ich so frei und losgelöst von der Gesellschaft leben wie die beiden es taten, wohl aus der Not eine Tugend machend? Nein. In meinem echten Leben änderten diese Geschichten nichts, ausser dass ich stundenlang hypnotisiert in der Bücherwelt versunken meine Nase in die Bücher steckte. Wie viele andere Mädchen meiner Generation wohl auch.
Von Baum zu Baum und auf den Grat
Also weiter bei der Büchersuche: Welches Buch hat mich in einer Krise unterstützt? Vor etwa 15 Jahren war ich oft schlecht gelaunt und fühlte mich in meinem Job im Büro eingesperrt. Irgendwie schien das Leben sinnlos und seicht. Ich war Mitte Dreissig und hatte keinen Lebensplan, hatte nicht einmal gewusst, dass ich sowas brauchte.
Nun hätten Bücher ins Spiel kommen können, in denen Menschen durch das Tal der Tränen gehen und ihren Lebenssinn finden. Bücher, in denen Menschen Schicksale durchleiden, die sie auf einen neuen und passenderen Weg bringen. Solche Bücher interessierten mich nicht. Gerne las ich dicke Schinken aus der Blütezeit des Romans. «Verbrechen und Strafe» in der neuen Übersetzung von Svetlana Geier und alle anderen von Dostojewski. «Buddenbrocks» von Thomas Mann und alles andere, was ich noch nicht von ihm gelesen hatte.
«Die Blechtrommel» von Günter Grass, «Der Mann ohne Eigenschaften» von Robert Musil, «Moby Dick» von Herman Melville oder «Ulysses» von James Joyce – und viele weitere Hunderte Romanseiten hatte ich schon als Jugendliche gelesen oder in meinem Studium der Englischen Literatur. Alles von Jane Austen natürlich. Meine Liebe zu dicken Schinken führte mich zu den Romanen von Nino Haratischwili, «Das achte Leben» u.s.w.
Dieses Lesen war immer Weltflucht, Arbeit oder Vergnügen. Meinen Alltag änderten diese Bücher nicht. Ausser, dass ich oft dankbar war, im 21. Jahrhundert in Mitteleuropa zu leben. Trotzdem hing ich in meiner kleinen Lebenskrise fest, im Eingesperrtsein, im mangelnden Lebensplan, von dem ich immer noch nicht wusste, warum ich ihn brauchte für meinen Seelenfrieden.
Buchhandlungen ziehen mich magisch an. Ich muss schauen gehen. Ich muss die Bücher berühren. Die Seiten aufschlagen. An ihnen riechen. (Es ist unglaublich, wie unterschiedlich Bücher riechen! Selbst wenn sie eindeutig «neu» riechen.) Eines deprimierten Spätnachmittags vor über 15 Jahren streifte mein Blick auf dem Nachhauseweg ein Büchlein in der Auslage einer Buchhandlung: Baumwanderungen ↗ Wie hypnotisiert nahm ich es in die Hand und mit nach Hause (gekauft, nicht gestohlen!)
Plötzlich hatte mein Leben wieder einen Sinn! Seltsam und unlogisch, wenn ich mir jetzt selbst zuhöre, wie ich das erzähle. Doch genauso war es. Ich wusste, egal was kommen würde, ich hatte nun etwas vor: Bäume besuchen. So erwachte meine Wanderlust wieder und ich besuchte einige dieser Bäume. Allein und gemeinsam mit lieben Menschen. Unvergessliche Momente. Dieses Buch hat in meinem Alltag wirklich etwas verändert.
Bald darauf entdeckte ich das Buch «Die schönsten Gratwanderungen der Schweiz». Diese – fast alle oberhalb der Baumgrenze – lockten mich in eine neue Zone. Rechts und links nichts, dafür umso klarer, wo der Weg hinführt: Immer auf der Grenze zum Abgrund. Der Abgrund hypnotisierte mich, weil ich mich auf dem Grat so eingebettet im Leben fühlte, wie sonst nirgends. Zwei Wanderungen aus dem Buch habe ich tatsächlich gemacht – mehrmals. Sie haben meinen Alltag verändert. Sie haben mich verändert.
Die eine Wanderung ist der Lägerngrat, der praktisch vor meiner Haustür liegt und von Baden nach Regensberg führt. Die andere Wanderung geht über die Rücken der Berge nahe Parpan: Vom Stätzerhorn über den Piz Danis bis zum Piz Scalottas. Spektakular, streng, sonnig – erst vor wenigen Tagen war ich da und fühlte es wieder: Auf dem Grat bin ich zuhause. Im Dazwischen. Das Wetter muss natürlich stimmen 😁
Das hypnotisiert mich: Ich sehe keinen Weg, kann aber einen gehen und gelange am Abgrund vorbei von Gipfel zu Gipfel über den Grat. Foto: Piz Danis GR.
Den Weg finden, den ich nicht sehe
Das Gratwandern ist meine Meditation: Jeder Schritt braucht Sorgfalt, Hingabe, Achtsamkeit und Dankbarkeit. So möchte ich leben. So möchte ich atmen. Das lernte ich zackig auf dem Grat: Ich hänge mein Leben an den seidenen Faden und es atmet mich eine Erdenkraft, die ich so nur weit oben erlebe. Zwischen Erde und Himmel, auf dem Pfad, den ich nicht sehe.
Die Art von Sehen, wie ich es im Alltag brauche und keine andere Sehens-Weise kannte. Weil ich davon ausging, dass ich alles sah. Die Welt, das Leben ist so viel mehr. Heute weiss ich, dass ich hinter die Dinge sehen kann, dass nicht nur meine Augen, sondern auch meine Hände sehen, z.B. wenn ich mit der Berührung im direkten Atemgespräch arbeite. Wenn ich meinem Prozess folge und träume, obwohl ich wach bin. Das ist keine Einbildung, sondern mein Gehirn schlägt dann andere Wellen. Ich muss nichts beweisen, es reicht, dass ich es selbst erlebe. Meine Erfahrung, meine Wahrnehmung zählt. Deshalb bin ich Atemtherapeutin nach Middendorf geworden. Dieses Buch hat also wirklich meinen Alltag verändert, mich in neue Sphären gelockt und wirkt wie ein Leitstern für meinen Lebensweg.
Ilse Middendorf. Der Erfahrbare Atem. Eine Atemlehre. Dieses Buch würde ich auf die berüchtigte einsame Insel mitnehmen.
Wenn du mehr darüber erfahren willst, lies auf meiner Über-Mich-Seite weiter. Mehr über die Atemtherapie nach Middendorf erzähle ich im Artikel Was ist Atemtherapie? Erfahre 5 lebensverändernde Fakten! oder bei allen Anleitungen und Tipps auf dem Atemblog. Starte mit dem «Atemschlüssel», wenn du herausfinden willst, was es mit dem Erfahrbaren Atem auf sich hat und wecke deinen Atemsinn: «Wecke deinen Atemsinn» Was mir mein Claim bedeutet.
Mit dem Erfahrbaren Atem wird es nie langweilig. Damit bin ich zwischen Erde und Himmel vollkommen eingebettet und im Kontakt zu mir selbst. Immer im Jetzt. Immer in meinem Mass. Immer verbunden mit mir selbst und der Welt um mich herum, die mich atmet und meinem Dasein Leben einhaucht. Dorthin geht mein Weg. Selbst wenn ich ihn nicht sehen kann. Er ist da und auch meine Füsse haben Augen bekommen.
Klingt das esoterisch in deinen Ohren? Hätte ich vor ein paar Jahren dazu gesagt. Heute finde ich: Es ist mir egal. Der Kopf kann es nicht verstehen. Die Erfahrung wird es zeigen und ich kann dich nur ermuntern, dich mit dem Erfahrbaren Atem anzufreunden. Wenn dich das interessiert, suche dir eine Atemtherapeutin nach Middendorf ↗ und probiers einfach aus. Dann reden wir wieder darüber!
Jetzt bist du dran!
Welches Buch hat dich geprägt? Mach doch einfach auch mit bei Julias Blogparade und erzähl uns das. Welches Buch müsste ich Vielleserin deiner Meinung nach unbedingt noch lesen im Leben? Schreibs mir in den Kommentar ⤵
Wecke deinen Atemsinn mit einer Zufallsmikropause 🥱
Atemfluss statt Atemstau
Erlebe dich ⏳ in einer Minute zwischendurch
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Bei der Sommeredition 2024 der TCS-Blogparade gestalte ich meine Beiträge dreifaltig: 3 Ideen, 3 Bilder, 3 Fragen, 3 Gedanken … aller guten Dinge sind drei. Ich hatte mir vorgenommen, bei mindestens 5 Blogparaden teilzunehmen. Dies ist Nr. 9 von neu angedachten 10.
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weitglücklich
Hallo Susanne,
ich liebe das Thema deines Beitrags! Wenn du über Achtsamkeit, Hingabe und Dankbarkeit schreibst, triffst du genau die Dinge, die uns im Leben mittlerweile sooo wichtig sind! Unsere Weltreise hat uns auch zu einer inneren Reise gebracht und wir durften auch schon erfahren, was die eigene Atmung alles bewirkt. Wahrscheinlich gibt es da auch noch so viel mehr, als wir es bisher erlebt haben…
In meinem Beitrag zur Blogparade von Julia, habe ich mir erlaubt, dich zu verlinken:
https://weitgluecklich.com/buch-meines-lebens/
Viele Grüße Jenny
Susanne Wagner
Hallo Jenny
Danke für deinen Kommentar zu meinem Beitrag und fürs Verlinken auf deinem Blog! Ich habe deinen Artikel gelesen, auf weitgluecklich.com gestöbert und gestaunt, wie Weltreise und innere Reise eines werden und was das mit Atmen zu tun hat für euch! Wie du sagst, es gibt noch so viel mehr, das zu erleben ist – ich wünsche euch viel Freude damit und freue mich auf weiteren Austausch, egal von wo auf der Welt, Hauptsache innen passt es zusammen.
Atemgruss
Susanne