Susanne WagnerOnline buchen
Mikropausen⏳Advent

Was ist ein Bildschirm-Zombie?

Ziege mit gelben, viereckigen Augen. Beitragsbild zu Was ist ein Bildschirm-Zombie

«Lueg nöd so lang Fernseh, susch chunnsch na viereggigi Augen über!» [Schau nicht so lange fern, sonst kriegst du noch rechteckige Augen!] Das wurde uns Kindern Anfang der 80er-Jahren gesagt. Wir schauten nicht wirklich viel fern, wenn ich das meinem heutigen Bildschirm-Alltag vergleiche. Gefühlt von morgens bis abends sitze ich vor Bildschirmen, bin mit ihnen konfrontiert oder mit Menschen, die gerade in einen Bildschirm schauen. In meiner Praxis als Atemtherapeutin auch: Mit Menschen, die bemerkt haben, wie der Bildschirm-Alltag sie auslaugt, beim natürlich gesunden Atmen stört und mögliche Ursache für Beschwerden ist.

Was macht das mit mir? Was macht das mit uns? Bei Bildschirmnutzung ist unsere Aufmerksamkeit irgendwo, aber nicht bei uns selbst. Wir fallen aus unserer Körperwahrnehmung, aus dem Gespür für uns selbst und den Moment heraus. Das Erfahren mit allen Sinnen wird in Besitz genommen vom virtuellen Raum, der vor allem Schauen und Hören fordert – aber nicht fördert. Bei den Tablets im Grundschulunterricht wird nach ihrer euphorischen Einführung bereits wieder heiss diskutiert, ob sie abgeschafft gehören – jedenfalls in Schweden, das uns immer einen Schritt voraus ist.

Was ist ein Bildschirm-Zombie? Das beschäftigt mich schon eine Weile. Zum ersten Mal kam das Wort in einem #8Sammeln-Beitrag vor: #8sammeln am 8. Januar 2024: Zombies im Bild­schirm­rausch, als ich zum ersten Mal bewusst erlebte, warum es mir beim Busfahren so schlecht ging. Wie erkennst du Bildschirm-Zombies? Was passiert mit uns vor dem Bildschirm? Was kannst du tun, wenn du nicht zum 24/7-Screen-Zombie mutieren willst? Darum geht es in diesem Artikel.

Warum ich diesem Zustand Bildschirm-Zombie sage

Ich erlebe das so: Ich bin an einem Ort in einem Moment. Da sind andere Leute (z.B. im öffentlichen Verkehr), die aber gar nicht wirklich da sind, weil ihre Aufmerksamkeit via Bildschirm in einer anderen Welt gefangen ist. Ich kann nicht folgen. Ich will sie nicht stören, sie haben etwas Unheimliches an sich.

Das schrecklichste ist: Wenn ich ihnen zuschaue, wünsche ich mir nichts mehr, als mich selbst vor einen Bildschirm zu hängen und in die viereckige Welt abzutauchen. Mich abzulenken von dem Gefühl, dass diese Menschen, die da sind, aber trotzdem nicht anwesend, in mir auslösen.

So nehme ich das wahr:

  • seelenlose Wesen, fast ohne Atembewegung;
  • sind da, aber nicht anwesend;
  • ihre Präsenz lockt mich in ein Verhalten, das ich gar nicht will;
  • Ein Verhalten, das mir selbst schadet.

Bei einer Kurzrecherche im Internet habe ich eine Schule in Grossbritannien gefunden, die mit «Bildschirm-Zombie» eine (abschreckende?) Präventionskampagne aufgezogen hat:

Auf dem Flyer gibt es 9 Tipps, wie du verhinderst, zum Bildschirm-Zombie zu werden (laut NOS National Online Safety ↗) [Frei übersetzt und gekürzt von SW.]

  1. Kümmere dich um dein Gehirn: Zu viel Bildschirmzeit kann zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen oder Stimmungstiefs führen.
  2. Sei anwesend, anstatt ein Zombie: Vor dem Bildschirm vereinsamst du. Bildschirm-Zombies können schlecht kommunizieren. Hab stattdessen Spass mit Freunden oder Familie.
  3. Halte dein Schlafzimmer bildschirmfrei: Schalte dein Gerät über Nacht aus, damit du besser schläfst und für den nächsten Tag fit bist.
  4. Lass dich nicht gefangen nehmen: Bildschirm-Zombies halten sich meist in Innenräumen auf. Geh raus und unternimm etwas!
  5. Zombie-freie Mahlzeiten: Schau beim Essen nicht in den Bildschirm, sondern geniesse Gemeinschaft und tausche dich aus über deinen Tag.
  6. Schütze dich vor Gefahren: In der virtuellen Welt lauern Gefahren, denen du weniger ausgesetzt bist, wenn du deine Bildschirmzeit beschränkst. Sei wachsam und hole dir unbedingt Hilfe, wenn du weisst oder vermutest, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht!
  7. Schütze dich vor üblen Tricks: Apps und Plattformen wollen dich so lange wie möglich online halten und verwenden dafür z.B. Infinite Scrolling [unendliches Scrollen]. Entscheide du selbst, wie lange du vor dem Bildschirm bleibst!
  8. Rette deine Eltern: Hilf deinen Eltern, dass sie keine Bildschirm-Zombies werden und sag ihnen, wenn es zu viel ist!
  9. Ent-zombifiziere dich selbst: Wenn du feststellst, dass du ein Bildschirm-Zombie geworden bist, lass dir helfen! Bitte jemanden in deinem Umfeld, dich dabei zu unterstützen, wieder Mensch zu werden.

Mehr zur Definition des Begriffs Zombie («Untote») und seiner Geschichte gibt es auf Wikipedia ↗. Auch in der Philosophie wurde «Zombie» diskutiert: Mehr über den P-Zombie ↗

10 Anzeichen, um Bildschirm-Zombies zu identifizieren

  1. Körperhaltung sieht unbequem aus.
  2. Nah am Bildschirm mit den Augen.
  3. In einer anderen Welt – auch wenn der Bildschirm weg ist.
  4. Innere Unruhe und bis zu Panik, wenn Bildschirm nicht verfügbar.
  5. Abgelenkt und unruhig, nicht in Beziehung mit Umfeld.
  6. Bekommt nichts mit von dem, was rundherum geschieht.
  7. Klagt über Nackenschmerzen, Kopfweh oder Schlafstörungen.
  8. Nachts am Bildschirm, anstatt im erholsamen Schlaf.
  9. Connected sich vor allem virtuell.
  10. Wahrnehmung der Welt beschränkt sich auf das flimmernde Viereck.

Diese Liste ist nicht abschliessend: Was fällt dir bei dir selbst oder bei Menschen in deinem Umfeld auf? Ich bin gespannt, deine Sicht der Dinge zu hören. Oder nutze die Checkliste im Artikel Atemfluss statt Atemstau: Top Ten der Atemräuber am Schreibtisch inkl. Selbstcheck und Sofort-Tipps für deinen Atemflow.

In der Zombie-Falle: Das geht uns alle an

Niemand ist davor gefeit! Auch ich nicht – besonders ich nicht, sonst würde das Thema mich ja auch nicht so beschäftigen. Tatsache ist: Vor 4 1/2 Stunden wollte ich spazieren gehen. Draussen scheint die Sonne, ich bin in den Ferien. Was tue ich? Ich sitze vor dem Bildschirm, voll im Blogflow, vergesse die Zeit und noch schlimmer: Mich als ganzer Mensch.

So geht es mir jetzt (schau doch bei der Gelegenheit gleich bei dir selbst, wie es ist):

  • Meine linke Schulter schmerzt.
  • Mein rechter Fuss kribbelt verpennt.
  • Mein Atem ist flach und hoch.

Oft «braucht» es die unmissverständliche Botschaft des Körpers (oder der Seele), bis mensch merkt, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Wenn es dann schmerzt, bin ich selbst schnell dran, den Zustand verändern zu wollen. Natürlich wäre es besser, es gar nicht so weit kommen zu lassen. Wäre, hätte, könnte … Hauptsache, JETZT bemerke ich es und nehme meine Wahrnehmung ernst.

Bewusstsein entwickeln: Erster Schritt für Veränderung

Wie geht es dir jetzt gerade? Mein körperliches Unwohlsein und mein Atemgeschehen bewusst zu erleben zeigt mir: Ich erwache gerade aus einer Episode Bildschirm-Apnoe. Darüber habe ich auf meinem Blog mehrere Beiträge verfasst. Lies hier weiter, wenn dir das auch passiert und du mehr dazu wissen willst:

So, nun klaube ich meine Finger von der Tastatur und mache meinen Spaziergang! Und du, wann gehst du nächstes Mal raus, um dich zu ent-zombiefizieren? Ich weiss ja nichts über dich, aber eines ist sicher: Jetzt gerade sind wir beide Bildschirm-Zombies!

Wieder Mensch werden mit allen Sinnen: Das kannst du tun

Wecke deinen Atemsinn mit einer Zufallsmikropause 🥱

Atemfluss statt Atemstau

Erlebe dich ⏳ in einer Minute zwischendurch

  • als ganzer Mensch
  • immer wieder neu
  • mit allen Sinnen

… damit es dir gut geht vor dem Bildschirm 👣

 

Teste jetzt eine Zufallspause

Deine naturgegebenen Tools, um vor dem Bildschirm Mensch zu bleiben

Im September 2024 startet eine Blogdekade in der TCS The Content Society. 10 Artikel in 10 Tagen, in denen sich auf dem Atemblog alles darum drehen wird, wie du mit deinen Sinnen vor dem Bildschirm möglichst Mensch bleibst, anstatt zum Zombie zu werden.

Schritt für Schritt und Sinn für Sinn zeige ich dir, welche Möglichkeiten du von Natur aus hast, um dein Menschsein vor dem Bildschirm zu pflegen und zu fördern. Es ist einfach und kostet dich ein paar Augenblicke, das dafür öfter. Es gibt nur eine Möglichkeit: Selbst ausprobieren! Ich freue mich auf eine gemeinsame Reise zu unserem inneren Kern, wo unser einzigartiges und naturgegebenes Wesen darauf wartet, sich entfalten zu dürfen.

Körperwahrnehmung nutzen zur Ent-zombifizierung

Es geht zum Glück ganz schnell! Über deine Körperwahrnehmung bist du ruck zuck wieder im Moment, dort wo du «in echt» gerade bist und wirst vom Bildschirm-Zombie wieder zum Mensch. Genau der Mensch, der du bist, mit deiner einzigartigen Wahrnehmung, so wie du lebst und erlebst. Schreib mir gerne in den Kommentar ⤵ Was tust du, um wieder Mensch zu werden? Wie rettest du deine Lieben vor dem Zombietum? Was nimmst du aus diesem Artikel mit oder welche Frage dreht jetzt in deinem Kopf?

  • Liebe Susanne, ich bin jetzt richtig erleichtert, weil ich noch kein kompletter Bildschirm Zombie bin. Wenn ich aber nicht aufpasse, dann werde ich einer! Auch ich gerade sehr schnell in einen Bildschirm und Blogflow. Es machen mir viele Dinge am Rechner einfach wirklich Spaß! Und trotzdem tut es mir nicht gut, wenn es zu lange dauert. Die Dosis macht eben das Gift. Danke, dass du noch mal darauf aufmerksam machst!
    Der Link zum Biohacking funktioniert übrigens nicht…

    Liebe Grüße, Anke

    • A
      Susanne Wagner

      Liebe Anke
      Ja, da bin ich doch auch total erleichtert, dass du vor allem Mensch bist und bleibst! Spass muss sein, wie du sagst, wenn es zu lange dauert, kippt der Spass ins Toxische.
      Die Blogdekade wurde vom August auf den September verschoben, deshalb habe ich den Biohacking-Link wieder entfernt. Die Artikel erscheinen in den nächsten Wochen und ich werde dann neu verlinken.
      Viel Spass in deinem Blogflow!
      Herzlich
      Susanne

Teile mit uns, was dir gerade durch den Kopf geht.

Wenn du bis jetzt noch nicht gegähnt hast, lies hier weiter: