Atembewusstsein und Kopfmenschen: Unser Atem ist wichtig – schliesslich können wir keine 3 Minuten ohne Sauerstoff überleben (Es lebe die Ausnahme der Regel 😁) Ein überlebensnotwendiger Grund, dir jetzt eine Minute Zeit zu erlauben, dein Atemgeschehen in den Fokus deiner Aufmerksamkeit zu nehmen: Diese Wahrnehmung ist das Atembewusstsein.
Atembewusstsein baut auf der Körperwahrnehmung auf und ist besonders wichtig für den modernen Kopfmenschen. Du und ich, ständig vor dem Bildschirm, pausiert vom eigenen Wesen, abgeschnitten vom natürlichen Atemfluss. Zwar glauben wir, mit dem Kopf alles steuern und kontrollieren zu können – welch beruhigende Illusion! Doch das Leben funktioniert andersrum: Der Körper ist der Chef. Ohne Atem kein Körper.
Dank Atembewusstsein kannst du in deinem Alltag im Kleinen und in deinem Leben im Grossen dafür sorgen, dass es dir gut geht und du dich wohl und sicher fühlst in deinem Körper. In diesem Artikel erkläre ich dir, was Atembewusstsein ist, wie es funktioniert und wie du es für dich kennenlernst, übst und entwickelst.
Aus meiner Sicht als Atemtherapeutin ist das Atembewusstsein eines der wichtigsten Werkzeuge, um das sich der moderne Mensch alias Kopfmensch kümmern sollte. Aller Anfang könnte schwer sein. Ist es aber nicht, denn dein Atembewusstsein wartet nur darauf, endlich geweckt zu werden.
Inhalt
Was ist Atembewusstsein?
Das Atembewusstsein ist die Fähigkeit, über den eigenen Körper via Sinneserfahrung das eigene Atemgeschehen wahrzunehmen und seine Bedeutung in der momentanen Situation und für das eigene Leben im weiteren Sinne zu erkennen. Zur Entwicklung des Atembewusstseins gehört die Schulung der Körperwahrnehmung, eine unvoreingenommene Übungshaltung und Reflexion über das Erlebte.
Als Grundlage für das Atembewusstsein dienen unsere Sinne. Wir erhalten Informationen von aussen und innen, die als Wahrnehmung (engl. perception) über das eigene Atemgeschehen ins Bewusstsein kommt. Bei dieser Informationsverarbeitung bekommen die eingegangenen Reize eine Bedeutung, im Erleben der Wahrnehmung erfahren wir, was uns gerade geschieht. (engl. awareness) und es öffnet sich ein ein persönliches Deutungsfeld. Daraus entwickelt sich ein Bewusstsein, das ich Atembewusstsein nenne.
Das Atembewusstsein ist für Kopfmenschen eine besondere Herausforderung, weil es sich aus der Erfahrung konstituiert und nicht „logisch“ funktioniert. Es ist möglich, kurzzeitig mit Atemtechniken die Atmung zu steuern. Es ist unmöglich, rein über den Willen 20’000 Mal am Tag genau so zu atmen, wie man es gerade für richtig, gesund oder sinnvoll hält.
Deshalb verlassen wir uns auf die natürliche Weisheit und die Gesetzmässigkeiten des Atems: Über die Erfahrung holen wir das wieder zurück, was nicht mehr zugänglich war und was sich neu zeigt. Das Erleben mit allen Sinnen und das Nachspüren über die gemachten Erfahrungen berührt den ganzen Menschen. Damit bekommt das Atembewusstsein eine tragende Bedeutung und zeigt auf, was ich als Mensch bin und sein will.
Der Atem verbindet beim Menschen Körper, Seele und Geist. Sobald dein Bewusstsein für Atemerfahrungen erwacht, weckst du einen vernetzten Sinn in dir, der auf allen Ebenen wirkt. Dieses Erleben holt und bringt Informationen von aussen und von innen und der Atem reagiert darauf. Bist du aufmerksam für dieses Geschehen und wirst gewahr, was du erlebst, wächst aus deinem Atembewusstsein dein Atemsinn.
Kopfmensch und Atembewusstsein
Fakt Nr. 1: Ohne Atem kein Leben
Es gibt den bekannten Spruch: 3 Wochen ohne Nahrung, 3 Tage ohne Wasser, 3 Minuten ohne Sauerstoff. In drei kurzen Minuten könnte dein Leben ausgehaucht sein – sobald dein Atem nicht mehr mitspielt, ist es einfach vorbei. Angesichts dieser überlebenswichtigen Aufgabe unseres Atems hat seine unermüdliche Arbeit für dein Dasein, Leben und Wirken doch etwas Wertschätzung und Würdigung verdient:
Ca. 20’000 Mal am Tag atmet es dich, damit dein Organismus funktioniert und angepasst an deine Lebenssituation alle Anforderungen erfüllt, ob du nun auf dem Sofa döst oder eine Treppe hinaufspringst. Ja, dein Atem arbeitet für dich, damit du lebst!
Das Leben des modernen Menschen in unseren Breitengraden ist geprägt von Bedingungen und Umständen, die es dem Atem schwer machen, seine Arbeit mühelos zu verrichten. Schlechte Luft, ständig alarmiertes Nervensystem, Bewegungsmangel … individuelle Faktoren wie Rauchen, Ängste, zusammengesunkene Haltung, Bildschirmarbeit oder Schlafprobleme und Schmerzen: das alles stört deinen Atem bei seiner Arbeit. Damit er es nicht unnötig schwer hat, kommt dein Atembewusstsein ins Spiel: Mach es deinem Atem leicht, für dich zu arbeiten und lass dir so ein luftiges Leben im Atemfluss schenken.
Fakt Nr. 2: Der moderne Mensch ist gefangen im Kopf
Dein Atem ist Motor, Quelle und Notwendigkeit dafür, dass du existierst. Lass dir diesen Satz nochmals auf der Zunge zergehen. Egal, was du tust, ohne deinen Atem bist du NICHTS. Ausgehaucht. Tot. Weg vom Fenster. Das ist noch nicht alles: Der moderne Mensch – also du und ich! – ist unzähligen Situationen ausgesetzt, die potenziell den Atem rauben wie z.B. am Schreibtisch sitzen oder Bildschirmarbeit.
Oft dreht es in unserem Oberstübchen. Im Alltag ist es lärmig, verkopft und die Orientierung erfolgt im Aussen. Dafür ist der Mensch von Natur aus nicht eingerichtet. Innere Unruhe, Ängste, körperliche Beschwerden oder Schlafprobleme zeigen, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Schau auf die Situationen und frage dich: Wie atme ich da? Was macht die Situation mit meinem Atem? Meint: mit mir, wie ich gerade in der Welt bin. Bin ich anwesend oder mache ich Pause von meinem Wesen?
Nimm dich wahr im Hier und Jetzt
#8SAMMELN • Lebendig mit allen Sinnen
MIKROPAUSE • Eine Minute für dich
ATEMORAKEL • Wecke deinen Atemsinn
Fakt Nr. 3: Das Wollen und Machen bremst den Fluss
Ständig wollen wir etwas (oder meinen, wir müssen). Das Machen zeigt Willenskraft und zeigt, wie gut ich leiste. Der Wille ist der Feind des Atems! Es gibt 3 Arten, zu atmen. Alle sind haben ihre Berechtigung, doch entsteht oft Stau statt Fluss, wenn ich etwas zu sehr will und ständig kontrolliere. Die Frage ist also: Wie komme ich als Kopfmensch ins gelassene Geschehenlassen? Dafür eignet sich die dritte Art, zu atmen: Ich beobachte mein Atemgeschehen und übe mich darin, es weder zu steuern noch zu stören. Ich lasse in mein Bewusstsein schwappen, was mein Atem mir erzählt.
So entdeckst du dank Atembewusstsein zum Beispiel Atemräuber in deinem Alltag: Was nimmt dir den Schnauf? Wo geht wertvolle Kraft verloren? Welche Situationen machen dir einen engen Hals und nehmen dir den Atem? Schaffe dir im Alltag Momente, um dein Atembewusstsein hervorzulocken und dich mit deinem Atem zu verbinden. Denn dein Atemgeschehen zeigt, was gerade ist und du kannst es wahrnehmen und dir bewusst machen.
Also lege ich dir ans Herz: Schenke dieser Kraft, die dich täglich von selbst neu mit Leben erfüllt und für jede Situation passend ausstattet hier und jetzt ein dankbares Lächeln. Nimm wahr, wie dein Einatem einströmt, du weit wirst. Nimm wahr, wie den Ausatem ausströmt und und schmal wirst. Dann nimm wahr, was geschieht, wenn der Ausatem ausgeströmt ist, bevor der neue Einatem von selbst wiederkommt.
Atembewusstsein: Schlüsselkompetenz der Zukunft
Ich bin davon überzeugt: Das Atembewusstsein ist deine wichtigste Fähigkeit für deinen Lebensweg. Jede Minute von neuem! Wer heute die Bedeutung des Atembewusstseins erkennt, lässt sich nie wieder Wohlbefinden oder Zufriedenheit aus dem Leben rauben. Ja, es atmet dich auch, wenn du gerade nicht dran denkst. Zum Glück! Ich lade dich ein, den Schatz zu heben, der im Verborgenen wartet – dort, wo du wesengemäss atmest.
Vor einiger Zeit habe ich Atemspürnasen und Expertinnen aus der Atemtherapie nach einer Prognose für das Atembewusstsein befragt. Das haben sie für 2024 vorausgeschnuppert:
- Atemtherapie als Chance!
- Das Leben ist atemberaubend schön!
- Atem ist die Quelle der eigenen Gesundheit.
- Atem ist ein Weg zurück zu unserem inneren Kern.
- Nasenatmung steigert die Lebensqualität.
Auch wenn diese Prognosen nun längst in der Vergangenheit liegen, sie sind weiterhin brandaktuell. Atembewusstsein hat demnach viele Facetten. Es reicht von der persönlichen Erfahrung über die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit bis zum Werkzeug für Gesundheit und Zufriedenheit im Leben.
Als Atemtherapeutin habe ich einen Beruf gewählt, der Menschen zu sich bringt, weil sie sich über ihre Wahrnehmung und ihr Atemgeschehen neu kennenlernen. Keine künstliche Intelligenz kann, was wir als Atemtherapeutinnen tun: Indem wir mit dem Menschen und seiner Atembewegung arbeiten, berühren wir mehr als den Körper. Es geht um den Wesenskern, um den ganzen Menschen in seiner Einzigartigkeit in seiner Entwicklung. Deshalb ist für mich die Atemtherapie ein Beruf mit reicher Zukunft.
So fängst du mit Atembewusstsein an!
Auf dem Atemblog findest du Inspirationen, wie du deine Körperwahrnehmung mit Mikropausen schulst und deinen Atem als verlässlichen Freund in dein Leben holst.
Nimm dich wahr im Hier und Jetzt
#8SAMMELN • Lebendig mit allen Sinnen
MIKROPAUSE • Eine Minute für dich
ATEMORAKEL • Wecke deinen Atemsinn
Als Atemtherapeutin bin ich dafür da, Körperwahrnehmung und Atemerfahrung zu vermitteln und zu begleiten. Starte jetzt im Sitzen, Stehen oder Liegen und beobachte deinen Atem einige Male in seinem natürlichen Fluss. Versuche, deinen Atem nicht zu steuern oder zu stören und sei geduldig mit dir, wenn dies nicht sofort gelingt. Vielleicht legst du deine Hand/Hände an eine Körperstelle, wo du Bewegung spürst:
- Nimm wahr, wie dein Einatem (durch die Nase) einströmt – und du weit wirst.
- Nimm wahr, wie den Ausatem ausströmt – und und schmal wirst.
- Nimm wahr, was geschieht, nachdem der Ausatem ausgeströmt ist, im Warten, bevor der neue Einatem von selbst wiederkommt.
Spüre dem Erlebten nach und gib dem Körper Zeit, die neuen Wahrnehmungen zu verarbeiten, bis sie im Bewusstsein angekommen sind. Das heisst auch Nachspüren. Zum Schluss lausche in dich hinein, was diese Erfahrung mit dir macht: Wie geht es dir jetzt? Teile deine Erkenntnisse oder Aha-Erlebnisse (oder Fragen) mit uns.
Körperwahrnehmung ist die Basis dafür, dein Atemgeschehen bewusst zu erleben! Körperwahrnehmung ist auch mein Tipp, wie du als Kopfmensch raus aus deiner Endlosschlaufe der Gedanken kommst. Das Atembewusstsein stellt sich dann von alleine ein. Ich wünsche dir spannende Erfahrungen und reiche Erlebnisse im Wahrnehmen und Gewahrwerden deines wachsenden Atemsinns!
Jetzt bist du dran!
Wie präsent ist das Atembewusstsein in deinem Leben, in deinem Alltag? Wie bist du darauf aufmerksam geworden und was interessiert dich besonders? Teile unten im Kommentar ⤵️ mit der Atem-Community, was dich zum Thema Atembewusstsein bewegt, welche Erfahrungen du gemacht hast und was du uns unbedingt empfiehlst, um unser Atembewusstsein zu entwickeln.