Tagtäglich begnet er uns: Der Selbstverlust. Überall sind wir, nur nicht in Kontakt mit unserem eigenen, atmenden Wesen. Was hat das für Konsequenzen für dich als ganzer Mensch? Für uns und unsere Beziehungen? Wie merke ich überhaupt, ob ich bei mir bin? Was kann ich tun, wenn ich mir selbst abhanden komme?
Über solche Fragen denke ich in meinem eigenen Beitrag zur Blogparade #MeinePause nach. Dieser Artikel spiegelt, welche dunkle Seite des Pausenmachens mich beschäftigt: Was passiert, wenn ich die Wahrnehmung für mich selbst pausiere? Was macht das mit meinem Alltag, wenn ich in einer Gesellschaft lebe, in der die Standardeinstellung im Umgang mit sich selbst die Pause vom eigenen Wesen ist?
Als Atemtherapeutin forsche ich ständig an Möglichkeiten, war wir tun können, wenn uns das eigene Wesen abhanden kommt und dadurch Gesundheit, Wohlbefinden und Zufriedenheit in Bedrängnis geraten. Du findest hier also nicht nur viele Fragen rund um die Erfahrung von Selbstverlust, sondern auch Antworten aus der Atemtherapie, wie der Kontakt zu sich selbst (wieder) gelingt. Probier’s einfach aus und lass mich wissen, was du dabei erlebst!
Inhalt
Zwischen verstörendem Selbstverlust und erfüllendem Flow
Was meine ich mit Selbstverlust?
Sobald ich mich selbst nicht (mehr) spüre, nicht wahrnehme, wo ich physisch bin, was ich in dem Moment tue und wie es mir dabei geht, bin ich auf Autopilot und habe mich selbst pausiert. Wir brauchen den Zugang zu diesem Zustand, damit wir funktionieren und unseren Alltag bewältigen können. Gewohnheiten spielen eine wichtige Rolle, da diese ohne zusätzliche Entscheidungsenergie ablaufen und uns bestenfalls dabei unterstützen, gut durch den Alltag zu kommen.
Vielleicht bin ich auch gerade in einem Flow-Zustand, der meine Aufmerksamkeit vollkommen in mein erfüllendes Tun absorbiert. Da passiert etwas Spannendes: Ich habe das Gefühl, ganz bei mir zu sein. Als ganzer Mensch kann es allerdings sein, dass ich vor lauter Flowwahrnehmung Teile meines Seins komplett ausblende – zum Beispiel das körperliche Wohlbefinden. Da braucht es immer wieder die Möglichkeit, in meine Selbstwahrnehmung zurückzupendeln und im Kontakt zu mir als ganzer Mensch für mich zu sorgen.
Selbstverlust als Krankheitsbild: Mehr als eine Pause vom Selbst
Selbstverlust ist auch ein Begriff aus der Psychologie und ein Krankheitsbild. Ursachen für einen pathologischen Selbstverlust können traumabedingt sein, durch grosse Belastungen oder Stress ausgelöst werden und sich in psychischen Störungen zeigen wie Schizophrenie, Borderline oder Dissoziationsphänomenen. Körperlich spielen neurologische Erkrankungen eine Rolle (z.B. Schlaganfall, Demenz) oder ein Schock, Dehydrierung, Drogenkonsum oder Stoffwechselstörungen führen dazu, die Wahrnehmung für sich selbst dauerhaft zu verlieren. Solltest du unter dauerhaftem Selbstverlust leiden und von deinem Umfeld auch darauf angesprochen werden, hole dir unbedingt rasch professionelle Hilfe bei einer medizinischen Fachperson.
Der alltägliche Selbstverlust: Pause vom eigenen Wesen
In diesem Artikel geht es mir um den Selbstverlust im Alltag. Dieser Selbstverlust findet in der Grauzone zwischen Selbst und Nichtwissen statt. Er ist ganz normal und natürlich, jeder und jede von uns kennt diese Art von Selbstverlust und trotzdem wissen wir noch, wer wir sind und was wir tun. Obwohl: Wo wird es in dieser Grauzone vielleicht doch ein wenig unheimlich? Was passiert, wenn das Zurückpendeln immer schwerer fällt und eine Zeitlang aussetzt? Wie kommst du wieder zurück zu dir und wie können dir Pausen dabei helfen? Solche Fragen beantwortet dieser Artikel.
Es geht mir darum, Erfahrungen neugierig zu erleben und ins Bewusstsein zu holen. Es geht um jene Momente, wenn das Selbst mal Pause macht. Dann, wenn ich gerade nicht spüre (oder spüren will), wer ich bin, wo ich bin und was ich tue. Eine Art praktischer Autopilot? Ein erfüllender Flow-Moment? Oder eine gefährliche Auszeit, in der ich den Kontakt zu mir zu verlieren drohe? Was du erlebst, zählt. Deine Wahrnehmung ist richtig. Mich interessiert, wie du das erlebst und was es mit deinem Alltags-Ich macht, dich auf diese Weise zu beobachten und ins Bewusstsein zu holen, was dir geschieht.
7 typische Ursachen für Selbstverlust im Alltag
Aus eigener Erfahrung und mit den Erlebnissen meiner Klientinnen und Klienten stelle ich fest, dass jeder Mensch seinen eigenen kleinen «Teufelskreis» des Selbstverlusts hat. Der Start ist willkürlich ausgewählt, jeder Einstiegspunkt ist möglich, jede Reihenfolge, jede Art und Weise, wie es sich abspielt. Jeder und jede von uns ist einzigartig im eigenen Wesen, so ist es auch der jeweilige Verlust des Selbst. Die Frage ist auch: Merkst du das überhaupt (noch), wenn dir dein Selbst verloren geht? Schickst du es womöglich absichtlich in die Pause, weil es mühsam ist, den Kontakt zu sich zu finden und zu pflegen? Was ist der Preis dafür?
1. Gedankenkarussell
Dein Kopf gibt den Ton an: Die Gedanken drehen sich und du bist ihnen ausgeliefert. Vielleicht hast du gerade viel zu tun und überlegst, was du unbedingt noch einkaufen musst. Oder du hast Sorgen und bist mit etwas beschäftigt, was dir einfach keine Ruhe lässt.
Unter den Gedanken, die sich drehen, lauern Gefühle: Angst, Wut, Trauer … Dafür hast du jetzt keine Nerven. Mit den Gedanken im Kreis zu tanzen hat eine gewisse vertraute Routine für dich. Damit kannst du leben, hast du wiederholt erfahren.
2. Schlafmangel
Die Gedanken drehen genau dann besonders aktiv, wenn du eigentlich schlafen möchtest. Du wälzt dich im Bett und findest die Pausentaste im Kopf nicht. Wo ist der Aus-Button? So ist an Schlaf nicht zu denken, Ungeduld packt dich. Du denkst an den nächsten Tag und an alles, wofür du fit sein solltest und wolltest – so wird das nichts. Was für ein Elend! Nacht für Nacht …
3. Stress und Daueranspannung
Du hast schlecht geschlafen und wirr geträumt. Die Gedanken haben dich lange wach gehalten und deine Nerven sind wie seidene Fäden. Trotzdem musst du jetzt da durch. Du funktionierst. Das geht schon, das hast du schon oft erlebt. Besser, du erledigst gleich alles, was wichtig ist und bleibst fokussiert auf deine Todo-Liste.
Es macht dir Angst, dich mal einen Moment hinzusetzen und in Ruhe durchzuatmen. Dich zu fragen, was du eigentlich brauchst und wie es dir geht mitten in deinem Tag. Die Antwort könnte ja so lauten, dass dein ganzes Tagesprogramm wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzt, wenn du ehrlich zu dir wärst. Lieber in der Anspannung bleiben, dann passiert das nicht!
4. Reizüberflutung
Draussen nervt alles. Die Strasse ist laut, ein Laubbläser röhrt, nebenan telefoniert jemand mit einer penetranten Stimme. Deine Haut ist so dünn, sie könnte sich auch gleich auflösen. Deine Augen sind müde. Dein Kopf wie in Watte gepackt. Du hast einen Tunnelblick und merkst dir nur noch deinen nächsten Schritt auf der Todo-Liste, da musst du hin. Mehr kannst du dir jetzt gerade nicht vorstellen.
In dir macht sich eine grosse Verzweiflung breit. Du stellst sie ab. Dafür ist jetzt keine Zeit. «Wie soll ich das heute alles schaffen?» Augen zu und durch. Am Abend gönnst du dir dann eine gemütliche Stunde, weil du dir das verdient hast.
5. Ablenkung
Am Abend schwirrt dir der Kopf, die Gedanken laufen schon wieder / immer noch heiss. Irgendwo in dir brodelt es. Jetzt eine ruhige Minute für dich zelebrieren? Unmöglich … was in dir schwelt, nervt nur zusätzlich. Dein Wesen ist unzufrieden, schickt dir Botschaften über Gefühle … dafür hast du jetzt keinen Kopf.
Lieber etwas, das dich beruhigt und runterbringt. Auf den Sofa und Fernseher an. Dazu gleich noch das Smartphone mit deinen Social-Media-Accounts, deinen Lieblingspodcasts und eine schnelles, leckeres Nachtessen dazu aus der Convenience-Schublade. Abgelenkt von sich selbst gibt es Scheinfrieden. Auch für dich?
6. Bildschirmapnoe
Dein Kopf ist über den Bildschirm gebeugt. Dein Atem geht flach. Manchmal setzt du ihn unbewusst aus. Im Kopf wirds nebliger. Der Körper schreit stumm um Hilfe. Dieser Kommunikationskanal ist gerade total ausgesetzt. Funkstille.
Vielleicht passiert es nicht nur vor dem Bildschirm am heiterhellen Tag: Auch nachts setzt deine Atmung aus und nimmt dir, was du brauchst zur Regeneration und Regulation. Dein Atem ist dein Lebenshauch! Hast du ein Bewusstsein dafür, wann er dir abhanden kommt und warum?
7. Abstumpfung der Sinne
Dein Alltag ist ein virtueller Tunnel: Aufstehen, Arbeiten, Ablenken und dich möglichst fernhalten von allem, was dich stresst und nervt. Wann hast du dich zum letzten Mal ganz lebendig gefühlt in deinem Dasein im Hier und Jetzt mit allen Sinnen? Welcher kleine Moment hat in dir ein überwältigendes Gefühl von Dankbarkeit ausgelöst? Wann warst du ganz verbunden mit dir selbst im Frieden und aufgehoben in deiner Umgebung?
Wann ist die Zeit das letzte Mal komplett stillgestanden in deiner Wahrnehmung und ein Staunen hat von dir Besitz ergriffen, das du nicht einordnen konntest? Welcher Duft hat zuletzt deine Erinnerung angekickt und dich zurückkatapultiert in eine ganz andere Zeit, in einen Moment deines Lebens, der so echt und wahrhaftig war, dass es dich im Innersten berührt hat?
Dein eigenes Wesen (wieder-)entdecken
7 Antworten aus der Atemtherapie
Welcher der obigen Punkte hat dich besonders angesprochen? Probiere einfach etwas aus und sieh es als «Challenge», mit deinem Wesen in Kontakt zu kommen, so unter dem Motto «Was, wenn das einfach wäre?». Hier sind 7 kleine, einfach umsetzbare Antworten aus der Atemtherapie, wie du aus der Verstrickung des Selbstverlusts ausbrechen kannst:
- Gedankenkarussell: Wenn es im Kopf dreht, ist es Zeit, deine Körperwahrnehmung zu aktivieren. Dafür schlage ich dir eine kleine Pause vor, die weniger als eine Minute dauert und die dich direkt zu deiner Empfindung über den Körper führt: ▶️ Mach jetzt eine Mikropause!
- Schlafmangel: Wenn du nicht einschlafen kannst, probiere aus, was Atemübungen dir zur Verfügung stellen für die Nacht: ▶️ Atemübung zum Einschlafen: So nimmt dich der Schlaf wohlig in den Arm
- Stress und Daueranspannung: Finde heraus, was du für einen Pausentyp bist und wie du im Alltag am besten wohltuende und stärkende Pausen für dich einbauen kannst: ▶️ Meine 3 typischen Fehler beim Pausen machen und welche spielerischen Pausen-Tools daraus entstanden sind
- Reizüberflutung: Kümmere dich um deine Sinne. Welche Sinne hast du überhaupt und wie erlebst du damit dein eigenes Dasein? ▶️ Wie viele Sinne hat der Mensch?
- Ablenkung: Schlagwort Achtsamkeit: Nutze Momente ganz für dich und stell ab, was dich ablenkt vom Kontakt mit deinem eigenen Wesen: ▶️ Atemübung für deine Mitte: Wie du in Kontakt kommst mit deinem atmenden Wesen
- Bildschirmapnoe: Was im Alltag nimmt dir den Atem? Wie viel Bildschirmzombie steckt in dir? Hier geht’s zum Selbsttest: ▶️ Was ist ein Bildschirm-Zombie?
- Abstumpfung der Sinne: Hol dir deine Wahrnehmung zurück und damit die Lust am Leben in der sinnlichen Erfahrung. Start mit einem bewussten, natürlichen Gähnen! ▶️ Gähnen und Selbstwahrnehmung
Wenn du dir Unterstützung wünschst dabei, mit deinem atmenden Wesen (wieder) in Kontakt zu kommen, buche dir ein Kennenlern-Gespräch mit mir: (Oder suche dir eine professionell ausgebildetete Atemtherapeutin in deiner Nähe ↗️.)

Zum Titel für diesen Beitrag wurde ich inspiriert von Georg Milzners Buch Wir sind überall, nur nicht bei uns. Leben im Zeitalter des Selbstverlusts (2017): Weinheim, Basel: Beltz.
Sind Pausen besser als ihr Ruf?
Für unser Nervensystem ist manches, was «Pause» heisst, alles andere als eine echte Pause: Das Paradebeispiel ist der Bildschirm. Ablenkung und vermeintliche Entspannung für dich bedeutet für das autonome Nervensystem weiterhin Aktivierung der Alarmantennen. Wie erlebst du das?
Hier benenne ich den zweiten schlechten Ruf von Pausen, wenn sie eben nicht echt beim Regulieren und Regenerieren unterstützen, sondern nur dem Kopf vorgaukeln, dass eine Pause stattfindet. Der erste schlechte Ruf von Pausen ist in unserer Leistungsgesellschaft die Faulheit. Das hat sich zum Glück in den letzten Jahren ein wenig gewandelt. Pausen sind wichtig und tragen eben gerade dazu bei, dass wir gesund und leistungsfähig werden und bleiben – heutzutage ist das erwiesen, zum Beispiel aus dem Leistungssport. Als Pausenvorbild dient auch die Natur, wie die Arbeitspsychologin Eveline Baumgartner Meier im Interview erklärt: ▶️ Die Pausenformel: Natur als Vorbild
Jetzt bist du dran!
Was ist deine Erfahrung mit Pausen im Alltag? Wie erlebst du den Kontakt zu dir selbst und wann kommt er dir abhanden? Welche Tipps und Tricks hast du für die Atem-Community, um (wieder) in Kontakt zu sich zu kommen? Teile mit uns, was dich zum Thema Pause beschäftigt ⤵️ unten im Kommentar oder schreibe auf deinem Blog einen eigenen Beitrag zu meiner Blogparade #Meine#Pause.
Hier findest du zudem einen Selbsttest, wie es bei dir in Sachen Atemstau steht: Atemfluss statt Atemstau: Top Ten der Atemräuber am Schreibtisch inkl. Selbstcheck und Sofort-Tipps für deinen Atemflow
Blogparaden-Sommer 2025
Ich folge dem Ruf aus der TCS The Content Society von Judith Peters ↗️ und bin zum dritten Mal in Folge mit meiner riesigen Schreibfreude mit dabei:
- 100 Wahrnehmungen, die mich glücklich machen von Marianna Sajaz ↗️
- Es war einmal … eine unanständige Business-Grimasse von Manuela Krämer ↗️
- Pause vom eigenen Wesen: Wir sind überall, nur nicht bei uns selbst [Mein eigener Beitrag zur Blogparade #MeinePause]
- 100+ Mikropausen im Alltag von Anette Schade ↗️
- Businessfoto-No-Go?! Darf ich am Baum anlehnen oder ist das unprofessionell? von Karina Schuh ↗️
- Meine 5 liebsten Blogartikel: Anfangszauber, Trafficbringer, Kommentarmotoren und die Essenz der Atemtherapie von Birgit Lorz ↗️
- Ich habe Ja gesagt und folge dem roten Faden meines Lebens zu meiner Vision von Gabi Kremeskötter ↗️
Hier geht’s zum Aufruf zu meiner eigenen Blogparade: #MeinePause – Weil wir mehr über echte Pausen reden müssen. Dort findest du auch alle Beiträge, die Blogger:innen im Rahmen meiner Blogparade zum Thema Pause auf ihren Blogs verfasst haben.

Hier schreibt Susanne, die bloggende Atemtherapeutin.