Susanne Wagner
Bildschirm💻Survivalkit
Mikropausen⏳Advent

12 von 12 im Dezember 2023: Mein Leben als Übertragungs­spezialistin Blindenschrift. Heute mit G-nøkkel, Eier­schachteln und Tischtennis­bällen

Eierschachteln mit Tischtennisbällen, zur Veranschaulichung, wie Braillenotenschrift geschrieben wird. titel: 12 von 12 im Dezember

Mein Bilderhaufen vom Dezember zeigt einen Arbeitstag in der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte mit viel Musik.

  1. Erstes Selfie am Morgen spät und es fühlt sich früh an. Mir stehen alle Haare zu Berge.
  2. Bahnhof Wiedikon: Es regnet, ich habe so viel Gepäck und deshalb nehme ich den Bus – wie viele andere Pendler auch.
  3. Unser Besuch aus Norwegen hat uns ein Buch mitgebracht, in dem taktile Grafiken, Schwarzdruck und Braille verwendet werden, um die Grundlagen der Musiknotenschrift zu zeigen. «G-nøkkel» finde ich ein lustiges Wort, das ich sogar verstehe – einerseits aus dem Zusammenhang, andererseits, weil Schlüssel auf Schwedisch nyckel heisst.
  4. In der Pause gibt es Verpflegung für den Bereich Blindenschrift: Früchte, Nüssli oder Schokolade, alles ist auf dem Teller zu finden und versüsst uns den Regentag.
  5. Mein Arbeitskollege schaut sich die 3D-Materialien zur Notenschrift an, die wir von unserem Besuch erhalten haben. Anschauen mit den Händen …
  6. Auf meinem Fenstersims stehen seit Jahren zwei Schalen, die meine Arbeitskollegin Vero selbst getöpfert hat. Die beiden Schalen symbolisieren die Lungen und jedes Mal, wenn mein Blick darauf fällt, atme ich auf.
  7. Korrekturarbeiten in Blindenschrift auf einer ASCII-Fahne: Die Blindenkurzschrift ist eine Art Steno für Fingerleser, spart Platz und verschnellert das Lesen, weil mit weniger getasteten Zeichen mehr Informationen aufgenommen werden – wer’s kann, der profitiert davon.
  8. Sonst esse ich nie in der Kantine/Restaurant: Heute schon, weil wir die Zeit mit dem norwegischen Besuch zum Plaudern nutzen wollen. Die zwei Menus, die den Mitarbeitenden zur Auswahl stehen, schockieren mich ein bisschen: Beide mit Fleisch und ohne Gemüse 🙄
  9. Auch wir zeigen, wie wir erklären, wie Musiknoten in Braille geschrieben werden. Unsere Anschauungsmaterialien sind vor allem Tischtennisbälle und Eierschachteln.
  10. Nach der Arbeit fahre ich zur letzten Alphorn-Ensembleprobe dieses Jahr. Am Hardplatz glänzt die Stadt regennass und mit warmen Lichtern. Nur noch ein paar Schritte, und ich bin im Gebäude der Galotti-Musikwerkstatt angekommen.
  11. Damit wir uns ein paar Minuten ausruhen können, liest unsere Ensemble-Leiterin Priska Walss aus einem Buch vor: «Ich fühlte bei meinem ersten Auftritt mit zehn Jahren zum ersten Mal, wie es ist, meinen Atem durch meinen ganzen Körper fliessen zu spüren. Und mit ihm begann ich zugleich meine Seele zu spüren.» (Klang der Hoffnung: Wie unsere Seele Frieden findet von Giora Feldman.)
  12. In Innenräumen mit Alphörnern zu musizieren, ist mir manchmal zu laut. Heute passt alles und es macht einfach riesig Spass, den Raum mit Klängen zu füllen und den Echos nachzulauschen. Ich bin ein wenig traurig, dass die Stunde so schnell vorbeigeht. Dafür kann ich spontan für die nächste Woche noch eine Duettprobe abmachen, worauf ich mich riesig freue.

Was spricht zu dir aus meinem Bilderhaufen? Für die Blindenschrift brenne ich und gemeinsam musizieren finde ich einfach etwas vom Schönsten im Leben. Was ist es bei dir, das dir Lebensqualität schenkt und hast du es heute getan?


Atemtherapie • Atemübungen • Mikropausen •

12 von 12 ist ein Blogartikel-Format: Am 12. des Monats macht man durch den Tag viele Fotos, abends werden 12 Bilder ausgewählt und veröffentlicht. Wer selbst einen Blog hat, kann mitmachen und auf dem Blog von Caro «Draussen nur Kännchen», die diese Tradition am Laufen hält, auf die eigenen Beiträge verlinken.

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  • als ganzer Mensch
  • immer wieder neu
  • mit allen Sinnen

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