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Berufswege: Was ich früher werden wollte, heute bin und warum noch lange nicht Schluss ist

Berufswege: Ich bin noch nicht fertig! Hintergrundbild: Riegelfassade, frisch gestrichen

Ein Charakterzug von mir, der sich auch auf meinen Berufswegen zeigt: Ich weiss immer, was ich NICHT will. Lies hier, welchen Beruf ich nicht lernte, weil ich keine Raucherin werden wollte und welche Tätigkeit ich NICHT ausüben wollte und trotzdem immer wieder dabei lande.

Daneben sind die Trillionen Dinge, die mich brennend interessieren und an denen ich nicht vorbeikomme: Der Spagat zwischen Flow und Reizüberflutung ist eine Lebensaufgabe für mich. Mit meinem zweiten Standbein habe ich dafür die Basis für mein Gleichgewicht gefunden.

Als selbstdeklarierter Weiterbildungsjunkie sehe ich meine Berufswege nie als abgeschlossen und ich freue mich an jeder Gelegenheit zum Lernen und Forschen. Hier verrate ich, was ich alles noch vorhabe auf meinen Berufswegen, wie es mich manchmal fertig macht, dass ich nie fertig bin und was ich damit anfange.

Meine Berufswünsche als Kind: Traum und Illusion

Anscheinend (wurde mir so erzählt), war mein erster Berufswunsch Serviertochter mit einem glitzerigen Kleid. Na ja, ich werte hier weder die damalige Wortwahl noch den Inhalt. Ich selbst kann mich an diesen Wunsch gar nicht mehr erinnern, wohl aber an den meines Bruders: Bergsteiger und Clown, was er zwar nicht geworden ist, trotzdem cool!

Sobald ich Schreiben konnte, wollte ich unbedingt Schriftstellerin werden. Am liebsten ausschliesslich mit Gedichten! Kaum nahm ich Klavierstunden, wünschte ich mir eine Karriere als Musikerin. Ein paar Jahre später waren Pferde hoch im Kurs und ich verbrachte jede freie Minute bei den Ponys. Alle diese Wünsche waren an Träume und Illusionen gekoppelt, weniger an eine bekannte Berufsrealität.

Es wird ernst: Berufswunsch als Jugendliche und Erstausbildung

In der Oberstufe befassten wir uns in der Schule mit der Berufswahl und es wurde zum ersten Mal Ernst: Welchen Beruf man wählte, hing auch von den eigenen Stärken und Vorlieben sowie vom Angebot der Lehrstellen ab! Mein Gebiet war mir ganz klar: Berufe mit Sprachen.

Auch klar war mir: Ich wollte NICHT Lehrerin werden. Meine Mutter war Lehrerin und ich hatte keine Illusionen bezüglich des Lehrerberufs (wie z.T. meine Klassenkamerad:innen). Ein weiterer Grund für meine Verweigerung war: Ich wollte ich nicht das, was mein Vater gerne von mir wollte, damit ich einen sicheren (und ihm bekannten) Beruf lernte.

Interesse an Sprachen

Das Thema Sprachen wirkte weiter: Von der Schule aus mussten wir jemanden interviewen, der/die den angestrebten Beruf hatte. Mit 15 interviewte ich eine Dolmetscherin. Das war spannend! Allerdings erzählte sie, das Dolmetschen sei ein Stressjob und ohne Rauchen sei das nicht auszuhalten. OK, ich wollte auf keinen Fall Raucherin werden – Dolmetschen war also raus.

Blieb das Übersetzen: Ich ging an einen Infotag der Dolmetscherschule und machte ein paar Einstufungstests: Ich vermutete hinter jeder Frage eine Falle oder eine Ausnahme und mein Resultat war grottenschlecht. Ich wollte keinen Beruf wählen müssen. Was tut man, wenn man sich nicht für einen Beruf entscheiden kann mit 15? Abwarten und weiterlernen.

Matura und klare Ziele

Ich hatte den Luxus, einfach weiter in die Schule zu gehen. Juhui! Am Gymnasium blieben mir einige Jahre Zeit, meine Stärken und Vorlieben weiterzuerforschen und mir auch über meine Abneigungen klarzuwerden. Anfang 90er-Jahre verbrachte ich einen Sommer in Schweden und da formte sich mein Ausbildungswunsch: Sprachen studieren!

Kristallografie, Glaziologie oder Militärgeschichte hätten mich auch interessiert. Für die ETH hätte ich mit meiner kantonalen Lehramtsmatur aber eine Aufnahmeprüfung machen müssen. So kam es dann: Englische Sprach- und Literaturwissenschaften und zuerst Nordistik im Nebenfach. Parallel dazu musste ich Latein nachholen, weil ich an der Kanti lieber das Russisch-Freifach besucht hatte, anstatt mir den Latein-Freibrief zu erarbeiten.

Studieren und Jobben

Mitten im Studium unterbrach ich dieses und lebte ein Jahr in Südkorea, als Voluntärin. Nach der Rückkehr erlangte ich das Lizentiat an der Universität Zürich mit dem Hauptfach wie begonnen (Anglistik) und den Nebenfächern Sinologie (Schwerpunkt Antikchinesisch) und Völkerrecht.

Oft wurde ich als Phil-Einerin während des Studiums gefragt: Was machst du dann nachher damit? Was lernst du damit für einen Beruf? Meine Antwort war immer (und das stimmte schlussendlich!): Ich weiss es nicht, bin aber überzeugt, dass es etwas geben wird, das auf mich wartet, wofür ich genaue das brauche. Mir war bewusst, den Luxus zu haben, gemäss meiner Interessen (Orchideenfächer) studieren zu dürfen. Dafür bin ich dem Leben und meinen Eltern zutiefst dankbar.

Erster Job und Weiterbildungen

Erster Job nach dem Studium

Während des Studiums arbeitete ich Teilzeit bei einem Anwaltskollektiv und unterrichtete Englisch für Erwachsene. Ups, ich hatte ja NICHT Lehrerin werden wollen, das höhere Lehramt kam für mich deshalb nicht infrage. Eigentlich war schon klar, dass ich an der Uni bleiben würde um eine Diss in Korpuslinguistik zu schreiben als Vertiefung zu meiner Liz-Arbeit.

Ein Stelleininserat in der Tageszeitung (man stelle sich das heute vor!) weckte mein Interesse und ich bewarb mich als Übertragungsspezialistin Blindenschrift und vergass das auch gleich wieder. Schliesslich waren die Chancen verschwindend klein. Ein paar Wochen später wurde ich zum Gespräch eingeladen und noch bevor die Liz-Prüfungen vorbei waren, hatte ich den Job. Wie im Märchen … so weit, so traumhaft.

Traumjob und Weiterbildungsmotor

Braillebücher machen war mein absoluter Traumjob. Ich liebte die Arbeit und das Umfeld. Am Wochenende konnte ich es kaum erwarten, dass endlich Montagmorgen war, um endlich weiterzuarbeiten. Es war genau das, von dem ich gewusst hatte, dass es auf mich wartete. Es war das, bei dem alles zusammenkam, was ich bisher gelernt und ausgeübt hatte.

Nach ein paar Jahren veränderte sich die Arbeit, die wir machten und ich veränderte mich wohl auch. Ich machte berufsbegleitend ein paar Weiterbildungen und gab mir selbst das Label Weiterbildungsjunkie: Zuerst kam ein CAS in Informationswissenschaften, dann der Master in Kulturmanagement und zuletzt ein Nachdiplomstudium als Papierkuratorin. Letzteres sehr interdisziplinär, was mir ausserordentlich zusagte.

Ein neuer Beruf oder eine andere Arbeitsstelle ergab sich nicht für mich aus diesen Weiterbildungen, in die ich viel Zeit und Geld investiert hatte. Zu sehr war ich mit meinem Job in der SBS Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte verbunden.

Krise und Neuorientierung mit zweitem Standbein

Sackgasse Traumjob

Ja, die Verbindung zu meinem Arbeitsplatz und -umfeld war so stark, dass sie mir oft wie ein Büro-Gefängnis vorkam, in das ich eingesperrt war. Mein Nischenjob flashte mich nicht mehr. Das ständige Sitzen und in den Bildschirm schauen machte mich fertig. Meine Gelenke rebellierten, meine Laune sowieso.

So konnte es nicht noch 25 Jahre bis zur Pensionierung weitergehen! Ich begab mich auf eine lange Wanderung in meine Zukunft und auf bewegten 500+ km in Südfrankreich zapfte ich mein Berufsweg-Bewusstsein an.

Es dauerte, bis die Neuorientierung Gestalt annehmen konnte. Vorher befasste mich eingehend mit meiner Lebenssituation, meinen beruflichen Wünschen und meiner Zukunft allgmeein. Es gab viele Möglichkeiten, von denen mich einige sehr lockten: Allerdings schloss ich alles aus, was an Büro und Computer gebunden war. Deshalb bin ich weder ins Web Development eingestiegen, noch habe ich die Stelle gewechselt um in einem anderen Büro zu arbeiten.

In einem magischen Moment auf dem Sofa vor dem leeren Feld eine Suchmaschine landete ich bei einem Beruf, von dem ich nicht gewusst hatte, dass es ihn gab: Komplementärtherapeutin, Methode Atemtherapie.

Grafik mit Notebook. Auf dem Bildschirm steht: Was ist Komplementärtherapie?
Das tun Komplmenentär-Therapeut:innen: Selbstwahrnehmung, Selbstregulation und Genesungskompetenz vermitteln.

Ich werde Atemtherapeutin

In der Ausbildung zur Atemtherapeutin wurde empfohlen, einen SVEB-Kurs zu machen (Zertifikat für das Unterrichten von Erwachsenen). So rutschte ich – die NICHT Lehrerin werden wollte – in die Erwachsenenbildung und hängte gleich noch den Fachausweis Ausbilderin an. Da war ich voll in meinem Weiterbildungselement.

Heute bin ich Atemtherapeutin in eigener Praxis in Niederhasli ZH (Teilzeit) und seit über 20 Jahren angestellt als Übertragungsspezialistin Blindenschrift (ebenfalls Teilzeit). In den letzten Jahren arbeitete ich am Ateminstitut Schweiz in Bern als Dozentin (ich, die NICHT Lehrerin werden wollte) und bin aktiv im Vorstand des Berufsverbandes der Atemtherapeut:innen in der Schweiz, dem AFS.

Mehr über mich und wie ich Atemtherapeutin bzw. Komplementärtherapeutin mit eidg. Diplom geworden bin:

Susanne Wagner Porträt
Solange ich atme, lerne ich. Lies mehr über mich und meinen Atemweg.

Ich bin noch lange nicht fertig!

Ich bin und bleibe ein süchtig nach Weiterbildung, deshalb bin ich noch lange nicht fertig mit meiner Berufswahl und -ausübung! Heutzutage ist das ja sowieso alles fluide und interdisziplinär, das entspricht mir sehr, da ich Zusammenhänge liebe. Mehr über meine wichtigsten Werte liest du im Artikel Meine 3 wichtigsten Werte: Neugier, Fantasie und Kreativität.

So lebe ich: Es ist mein Privileg, für das ich dankbar bin – ich vertiefe mich in das, was mich interessiert und erlebe wieder und wieder Flow beim Lernen und Vermitteln des Erforschten. Zum Beispiel beim Bloggen. Geschrieben habe ich darüber in Die Geschichte meines Blogs: Pilgerin, Gähnfluencerin, bloggende Atemtherapeutin – Hier ist mein 200. Blogartikel.

Klingt anstrengend, sogar in meinen eigenen Ohren … nie fertig sein, immer wieder Neues entdecken wollen und kaum Zeit zum Schlafen finden, weil die Welt so spannend ist. Die Kehrseite davon sind Tage mit extrem dünner Haut, an denen jedes Geräusch ein riesiges Ärgernis ist und ich aus der Haut fahren möchte, in der ich stecke. Diese Tatsachen in meinem Alltag habe ich reflektiert und herausgefunden, dass ich gut drauf bleibe, wenn ich

Spagat zwischen Flow und Reizüberflutung

Sind das auch Themen, die dich tagtäglich beschäftigen, dich ausbremsen und beflügeln? Mit Atemtherapie, Atemübungen und Mikropausen habe ich mir viele Tools erarbeitet, die ich gerne mit dir teile. Du findest sie auf meinem Blog:

Dreieck aus blauen Strichen mit Text "Atemorakel"
Befrage das Atemorakel und erhalte sofort eine Antwort!

Ich bin ein ungeduldiger Mensch und kann trotzdem eine Sache intensiv über längere Zeit verfolgen und zu einem Abschluss bringen. Wenn ich auf meine Berufswege zurückblicke, darf ich mir auf die Schulter klopfen für das, was ich erlebt habe.

Zwar lernte ich als Kind, dass Eigenlob stinke, heute finde ich es wichtig, mir selbst auch Wertschätzung und Anerkennung zu geben. Die grösste Freude habe ich im besten Fall im Tun, deshalb kommt es mir nicht vor, als hätte ich Berge erklommen. (Aufs Lenzerhorn würde ich schon noch gerne mal und mich im Gipfelbuch verewigen …)

Papier ist geduldig! Du kennst mich vielleicht ganz anders. Notiere dein Staunen gerne im Kommentar unten oder lass es mich unter vier Augen wissen. 😉

Solange ich atme, lerne ich

Meine aktuellste Weiterbildung ist der Basislehrgang in Prozessarbeit am IPA in Zürich ↗. Da lerne ich mehr zu Prozessen und zum Träumen. Atem, Traum und Körper hängen eng zusammen und ich wünsche mir, in Zukunft auch in meiner eigenen Praxis mehr mit diesen Vernetzungen zu arbeiten. Wenn dich das interessiert, empfehle ich dir die Bücher von Arnold und Amy Mindell.

Weitere Angebote winken mir regelmässig zu und wer weiss, was ich dann als Nächstes anpacke, einfach weil es mir so Spass macht und ich es mir erlauben kann:

Meine Lebensvision ist, 97 Jahre alt zu werden und bis dahin jeden Tag zu arbeiten und zu lernen, mit und für Menschen. Ich sehe es als meine Mission in diesem Leben, das Interesse für Atembewusstsein zu wecken, dem modernen Menschen vor dem Bildschirm seine Sinne wieder präsent zu machen, damit du selbst in deinem Alltag für Atemfluss statt Bildschirm-Apnoe sorgst, zum Beispiel mit Mikropausen.

Grafik mit Notebook. Auf dem Bildschirm steht: Was ist Bildschirm-Apnoe?
Atemfluss statt Bildschirm-Apnoe!

Endlich mein Buch schreiben?

Last but not least kommen alte Wünsche wieder an die Oberfläche (Zeit mit Eseln verbringen, aber das gehört zu den Hobbys): Ein Buch schreiben … mein Mikropausen-Buch warten seit Jahren darauf, endlich geschrieben zu werden.

Schreiben gehört für mich zum Leben und zum Überleben. Darüber habe ich auch gebloggt:

Ich kann nicht versprechen, wann mein Mikropausen-Buch erscheint. Bis dahin vergnügst du dich am besten online mit den Mikropausen. Gerade jetzt, den Bildschirme nehmen uns den Atem, Mikropausen geben ihn zurück:

Wecke deinen Atemsinn
mit einer Zufallsmikropause 🥱

  • Erlebe dich ⏳ in einer Minute zwischendurch
    • als ganzer Mensch
    • immer wieder neu
    • mit allen Sinnen

    … damit es dir gut geht vor dem Bildschirm 👣

Hier entlang zum Mikropausengenerator

Jetzt bist du dran!

Was haben wir gemeinsam? Was hat dich erstaunt? Erzähl mir von deiner Krise in der beruflichen Laufbahn, von deiner liebsten Weiterbildung oder davon, warum du noch lange nicht fertig bist mit dem (beruflichen) Werden. Ich bin gespannt auf deinen Kommentar ⤵

  • Liebe Susanne,
    Gerne habe ich deinen Artikel gelesen. Dein Weg ist sehr spannend zu lesen. Ich finde es super, dass du auch so viele Weiterbildungen gemacht hast. Das leben wäre sonst auch echt trist, wenn man immer nur das Gleiche machen würde. So ist es doch eine echte Bereicherung und öffnet den Horizont und neue Möglichkeiten.
    Liebe Grüße, Birgit

  • Liebe Susanne,
    es hat wirklich Spaß gemacht deinen beruflichen Werdegang zu lesen!
    Ein Weiterbildungsjunkie bin ich übrigens auch. Ich liebe es neue Dinge zu lernen und kann mir nicht vorstellen, dass das jemals aufhören wird.
    Im Gegensatz zu dir wollte ich immer Lehrerin werden, musste dann aber leider feststellen, dass das derzeitige Schulsystem und ich nicht zusammenpassen. Es war gar nicht einfach sich von diesem Traum zu lösen, aber das Leben hält immer wieder Überraschungen und Herausforderungen für uns bereit!
    Letztendlich glaube ich daran, dass alles am Ende irgendwie Sinn machen wird.

    Liebe Grüße
    Tina

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